YIWB brachte junge Forscher mit Unternehmergeist aus Brasilien und Deutschland zusammen

Eine optimale Gelegenheit, um die Innovationszene und ihre verschiedenen Systeme besser kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen und auf neue Ideen zu kommen, bot sich in der Woche vom 23. bis 27. Mai: 16 Jungunternehmer aus Brasilien und Deutschland trafen auf der in São Paulo veranstalteten Young Innovators Week Brazil (YIWB) 2022 zusammen, um Möglichkeiten für Partnerschaften sowie Forschungs- und Finanzierungsprojekte für die Entwicklung von wissenschaftsbasierten Startups auszuloten.

Die meisten Veranstaltungen der Innovationswoche fanden im Innovationszentrum der Universität São Paulo (Inova USP) statt und wurden gemeinsam vom Deutschen Wissenschafts- und Innovationshaus (DWIH) São Paulo , der USP-Innovations-Agentur (AUSPIN) und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) im Rahmen der Initiative Research in Germany organisiert.

Am ersten Tag kamen die jungen Teilnehmer miteinander ins Gespräch und konnten die jeweiligen Forschungs- und Gründungsprojekte ihrer Kollegen kennenlernen.  Durch die Vorträge des deutschen Generalkonsuls Thomas Schmitt, des Hauptgeschäftsführers der Deutsch-Brasilianischen Industrie- und Handelskammer (AHK) Thomas Timm sowie des DWIH- und DAAD-Leiters Jochen Hellmann gewannen sie zudem eine Vorstellung über das Potenzial der brasilianischen Wirtschaft sowie des Hochschul- und Wissenschaftssystems dieses Landes und erfuhren Einzelheiten über den Entwicklungsstand der Beziehungen zwischen Brasilien und Deutschland.

Am zweiten Tag der Veranstaltung gewannen sie anhand der Beiträge von Vertretern der Oswaldo-Cruz-Stiftung (Fiocruz), der Brasilianischen Gesellschaft für Landwirtschafts-Forschung (Embrapii) und der Senai Innovationsinstitute einen detaillierten Einblick in das brasilianische Innovations-Ökosystem. Auf das Unternehmertum ausgerichtete Zentren, wie die Innovationsagentur der Universität Campinas (Inova Unicamp), der Technologiepark von São José dos Campos (PqTec) und das Zentrum für Innovation, Unternehmertum und Technologie der USP (Cietec) waren ebenfalls bei diesem Event vertreten Zum Abschluss des Tages ging es in einem vom Beratungsunternehmen Flexpert durchgeführten Brasilien-Deutschland-Training um wichtigsten kulturellen Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Bevölkerungen dieser beiden Länder.

Besuche

Höhepunkte des Programms waren zweifellos die Besuche in Innovationszentren, Institutionen und Laboren.  Die jungen Unternehmer folgten zudem einer Einladung der AHK, wo sich drei große brasilianische Unternehmen (Braskem, Natura und Melhoramentos) sowie der deutsche Softwarekonzern SAP vorstellten und dabei ihre Wertschätzung für offene Innovation betonten. Ebenfalls zum Programm gehörte ein Vortrag über den unternehmerischen Werdegang des Startups Fluke aus São Carlos (SP).

Die Teilnehmer besuchten außerdem die DWIH-Zentrale in São Paulo, und gewannen dort eine Vorstellung über die Aktivitäten dieser Institution. Weitere Kontakte mit Forschungsprojekten und innovativen Ideen gewannen sie bei Besuchen im onono, dem Zentrum für wissenschaftliche und digitale Erfahrungen der BASF sowie im Institut für Technologieforschung (IPT) des Bundesstaates São Paulo.

Wettbewerbe, Projekte und Möglichkeiten

Während der Woche informierten sich die 16 Gäste auch über Perspektiven für junge Forscher und Startups, über die Wettbewerbe Falling Walls Lab und Startups Connected sowie über Stipendienprogramme und Fördermittel von deutschen und brasilianischen Institutionen, die den Weg für eine erfolgreiche Innovationskarriere ebnen können. Vertreter von brasilianischen Unternehmen und Institutionen wie die Unternehmensberatung Pieracciani, die Fakultät für Wirtschaft und Verwaltung der USP (FEA), Invest SP, Sebrae, die Koordination für Weiterbildung auf Hochschulebene (CAPES) und die Stiftung für Forschungsförderung des Bundesstaates São Paulo (Fapesp) sowie auf deutscher Seite der DAAD, die Germany Trade and Invest (GTAI) und die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen Otto von Guericke (AiF) stellten ihre Förder- und Unterstützungsoptionen vor.

Die Jungunternehmer hatten zudem die Möglichkeit, etwas mehr über den Erfolg von deutschen und brasilianischen Startups zu erfahren, die in Wettbewerben ausgezeichnet wurden, und lernten die Herausforderungen derjenigen kennen, die gerade ihre ersten Schritte auf diesem Gebiet unternehmen. Vertreter des Deutschen Krankenhauses Oswaldo Cruz sowie von Bayer, TNS Nano, re:edu und Pix Force sprachen über ihre Erfahrungen mit der Zusammenarbeit zwischen großen Unternehmen und Startups.

Für die Teilnehmer bot die Young Innovators Week Brazil 2022 einen guten Einblick in die Startup-Szene des Landes. „Es war eine großartige Veranstaltung, um einen Überblick über die Szene zu gewinnen und zu sehen, wie stark dieser Sektor der technologischen Entwicklung vor allem im Bundesstaat São Paulo wächst und wie dynamisch er ist”, befand Ivan Zenzen, ein brasilianischer Doktorand an der Universität zu Köln, der ein Startup-Projekt im Bereich Landwirtschaft 4.0 entwickelt.

Ein Pitch in drei Minuten

Nachdem sie während der Woche an den von AUSPIN angebotenen Trainingseinheiten in Speed-Dating und Pitch-Präsentationen teilgenommen hatten, standen die Jungunternehmer am letzten Tag vor ihrer größten Herausforderung: den Vertretern der Investitionsagenturen Anjos do Brasil, FEA Angels und Multicapital ihre innovativen Ideen in nur drei Minuten vorzustellen.

Zu den Projekten der Jungunternehmer gehörten unter anderem: der Einsatz von Marmorkrebsen zur Herstellung von Biokunststoffen; eine Plattform für die Produktion von Videos in verschiedenen Sprachen mithilfe künstlicher Intelligenz, wodurch die Produktionskosten gesenkt werden; eine mobile App für gehörlose Menschen, die Geräusche in Vibrationen umwandelt; eine Mini-Ausrüstung zur Unterstützung und Beschleunigung der Diagnose von Krankheiten wie Malaria; und ein Vorschlag, Daten, „maschinelles Lernen” und Genforschung zu kombinieren, um Landwirten zu helfen, die richtigen Entscheidungen bei der Wahl zu treffen, was und wann sie anpflanzen sollen.

Für den Koordinator des DWIH São Paulo, Marcio Weichert, haben sich aus der Dynamik des YIWB 2022 viele Möglichkeiten zur Vernetzung mit Vertretern von Forschungs- und Innovationseinrichtungen sowie mit Unternehmen aus verschiedenen Wissenschafts- und Wirtschaftsbereichen ergeben.

„Wir konnten jungen Wissenschaftlern aus Deutschland und Brasilien das Potenzial der brasilianischen Wirtschaft, die heute im Land vorhandene Innovations- und Unternehmensstruktur sowie die wichtigsten Akteure, Forschungs- und Innovationszentren, Entwicklungsprogramme, Fördermittel und Ausschreibungsoptionen aufzeigen. Diese jungen Menschen konnten sehen, dass es vielfältige Möglichkeiten gibt, um in ihren unternehmerischen Initiativen mit wissenschaftsbasierten Produkten und Dienstleistungen erfolgreich zu sein”, sagte er zum Ende der Veranstaltung, die mit einem Churrasco, einer typisch brasilianischen kulinarischen Tradition einen würdigen Abschluss fand.

Text:  Rafael Targino