Wassermanagement für die nachhaltige Stadtentwicklung

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Wasserversorgung, Abwasserentsorgung und Sicherstellung ausreichender Trinkwasserreserven sind essenzielle Elemente der nachhaltigen Entwicklung, die politische und finanzielle Anstrengungen auf nationaler und lokaler Ebene erfordern.

Wasser ist eine unersetzliche Quelle für Leben und Gesundheit sowie ein für die Produktion in aller Welt notwendiger Grundstoff. Wasserversorgung, Abwasserentsorgung und Sicherstellung ausreichender Trinkwasserreserven sind essenzielle Elemente der nachhaltigen Entwicklung, die politische und finanzielle Anstrengungen auf nationaler und lokaler Ebene erfordern. Über Wasserversorgung und Abwasserentsorgung wurde auch im Rahmen des 5. Deutsch-Brasilianischen Dialogs mit dem Thema „The City of Tomorrow – Tackling Urban Challenges and Opportunities” diskutiert.

Der weltweite und gerechte Zugang zum Trinkwasser und zur Abwasserentsorgung ist Gegenstand der 6. von 17 Zielsetzungen der UNO-Nachhaltigkeitsagenda 2030, die 2015 anlässlich der 21. Vertragsstaatenkonferenz (COP 21) als Teil der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen in Paris verabschiedet wurden. Die auch als Pariser Abkommen bekannte Agenda 2030 wurde seinerzeit von 195 Ländern unterzeichnet und gilt als Meilenstein bei der Bekämpfung des Klimawandels und der Förderung einer nachhaltigen Entwicklung.

Die Erde besitzt zwar aktuell ausreichende Wasserreserven, um dieses Ziel erreichen zu können, aber das Fehlen von finanziellen Mitteln, politischem Willen, effizientem Management und angemessener Infrastruktur bewirkt, dass weltweit Milliarden von Menschen dieses Grundbedürfnis verwehrt wird. Hinzu kommt, dass infolge des durch die beschleunigte Urbanisierung verursachten Drucks und der damit verbundenen Komplikationen sowie der aufgrund des Klimawandels aus den Fugen geratenden meteorlogischen Bedingungen die Wasserversorgung und die Abwasserentsorgung weltweit zu einer immer dringlicheren Problemstellung werden, ganz besonders in den großen Metropolen der Welt.

Die Leiterin der deutschen Wasserversorgungsgesellschaft Hessenwasser GmbH, Angelika Fink, die anlässlich des 5. Dialogs einen Vortrag hielt, reflektiert über die zentrale Rolle von Wasserversorgung und Abwasserentsorgung für eine nachhaltige Stadtentwicklung und hebt hervor, dass diese beiden Dienstleistungen reibungslos funktionieren müssen. Um dieses Ziel zu erreichen, sei eine ganzheitliche Vorgehensweise, die die Entwicklung integrierter und auf die jeweiligen lokalen Bedingungen abgestimmter Wassermanagementsysteme priorisiere, unabdingbar. „Dies erfordert, das wir effizient, kostendeckend und transparent arbeiten und dabei technische und rechtliche Vorgaben einhalten, um hohe Qualität und Sicherheit gewährleisten zu können”, fügt Fink hinzu.

Ganzheitliche Vorgehensweisen und integrierte Systeme gewinnen zunehmend an Bedeutung, da sie auch Energieeffizienz und den Schutz der Wasserressourcen sowie der Ökosysteme beinhalten. Infrastruktur und technologische Innovation sind bei der nachhaltigen Entwicklung des Wasser- und Abwassersektors von grundlegender Bedeutung. Der ebenfalls als Vortragender eingeladene Maschinenbauprofessor der Universität São Paulo (USP) Marcelo Zaiat stellte das Konzept der Bioraffinerie sowie seine Anwendung in Aufbereitungsanlagen für Haushaltsabwasser vor, in denen sowohl Bioenergie als auch hochwertige Nebenprodukte erzeugt werden. Die technologische Innovation, so Zaiat, habe dabei immer eine grundlegende Rolle für Verbesserungen im Wasser- und Abwassersektor übernommen, woran sich bis heute nichts geändert habe.

In den letzten 30 Jahren wurden in diesem Bereich enorme Fortschritte erzielt. Seit 1990 ist die Anzahl der Menschen, die Zugang an ein Trinkwasserversorgungsystem haben, um 2 Milliarden angewachsen. Seit 2010 befinden sich mehr als 6 Milliarden Menschen in dieser Situation. Auf der anderen Seite ist in Entwicklungsländern auch der Anteil der Bevölkerung mit Anschluss an Abwasserentsorgungsnetze von 36% (1990) auf 56% (2010) gestiegen, wie aus Zahlen des UN-Weltsiedlungsgipfels hervorgeht.

Trotz dieser wichtigen erreichten Fortschritte zählen Wasserversorgung und Abwasserentsorgung nach wie vor zu den großen Problemen, die es zu lösen gilt. Von Wasserknappheit sind 40% der Weltbevölkerung betroffen, und dieser Prozentsatz wird wahrscheinlich weiter ansteigen. Außerdem haben 2,4 Milliarden Menschen nicht einmal Zugang zu einfachsten Abwasserentsorgungseinrichtungen wie Toiletten oder Latrinen, und mehr als 80% des Abwassers privater Haushalte gelangt laut Zahlen des UN-Weltsiedlungsgipfels nach wie vor ungeklärt in Flüsse und Meere.

Die großen Städte in Schwellen- und Entwicklungsländern werden sich enormen Herausforderungen im Hinblick auf den Umgang mit diesen Ressourcen und die Versorgung ihrer Einwohner stellen müssen, die bereits heute angesichts einer ständig wachsenden Bevölkerung völlig unzureichend ist und schlecht verwaltet wird. Um das Ziel einer weltweiten Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung erreichen zu können, sind neue Vorgehensweisen und Lösungsansätze sowie die Anwendung von Innovationen von grundlegender Bedeutung.

Sind die enormen Herausforderungen einmal erfasst, müssen ausgereifte integrierte Wassersysteme geschaffen werden, die nachhaltige Lösungen zur direkten Nutzung und für das lokale Wassermanagement liefern, wobei die Möglichkeiten der technologischen Innovation, des Wasserrecyclings, der Aufbereitung von Haushaltsabwässern sowie der Beziehung zwischen Wasser und erneuerbaren Energien in den städtischen Ballungsräumen ausgeschöpft werden müssen.