Die Risiken des Klimawandels in den Ozeanen

Städte, die als Symbole der Weltwirtschaft gelten, könnten verschwinden, wenn der Dialog zwischen Politik, Wissenschaft und lokalen Behörden bei der Bekämpfung des Klimawandels nicht stattfindet

Eine der am häufigsten diskutierten Folgen der globalen Erwärmung ist der Anstieg des Meeresspiegels. In den letzten Jahren haben mehrere Studien gezeigt, dass Küstengebiete, in denen ein großer Teil der Weltbevölkerung lebt, angesichts des Klimawandels besonders anfällig sind. Eine im Jahr 2017 durchgeführte Umfrage unter Wissenschaftlern der amerikanischen Weltraumbehörde (NASA) führte zu einer noch düstereren Prognose, dass nämlich bis 2100 etwa 300 Städte nicht mehr existieren werden, darunter Venedig, Tokio und Rio de Janeiro.

Diese Städte sind aufgrund des steigenden Meeresspiegels, der Küstenerosion sowie extremer Naturereignisse wie Hurrikane, Überschwemmungen und Stürme ernsthaft bedroht, von der Erdoberfläche zu verschwinden. Der deutsche Keynote-Speaker des 9. Deutsch-Brasilianischen Dialogs über Wissenschaft, Forschung und Innovation, Stefan Rahmstorf, Professor für Physikalische Ozeanographie an der Universität Potsdam, betont die Bedeutung eines Dialogs zwischen Wissenschaft und politischen Entscheidungsträgern, um die Auswirkungen des menschlichen Handelns auf die Natur zu mildern.

„Städteplaner müssen den Klimawandel in ihre Planung einbeziehen, und die Wissenschaft kann [zu diesem Thema] wichtige Ansätze liefern”, betont der Klimaforscher. Rahmstorf weist darauf hin, dass die Wissenschaft bereits signifikante Beiträge für die Ausarbeitung öffentlicher Maßnahmen im Umgang mit Hitzewellen, Sturmfluten und Unwettern in Küstenstädten leistet. „Um die Verwundbarkeit der Kommunen im Hinblick auf mögliche Folgeschäden zu erkennen, ist es notwendig, das lokale Wissen — derjenigen, die zur Planung der Stadtpolitik beitragen —, mit dem der Wissenschaftler zu vereinen, wie dies in Deutschland der Fall ist“, bekräftigt der Professor.

In einer seiner Studien weist der Wissenschaftler darauf hin, dass heute etwa 10% der Weltbevölkerung, (770 Millionen Menschen) in Gebieten leben, die weniger als fünf Meter über dem Meeresspiegel liegen. Selbst wenn das Ziel des Pariser Klimaabkommens erreicht werden und die globale Erwärmung weniger als 2 °C betragen sollte – wie Rahmstorf es ausdrückt, „ein großes ,Wenn’” —, könnte der Pegel der Ozeane bis 2300 noch um zwei Meter ansteigen.

Nach Ansicht des Ozeanographen, der von der Financial Times als einer der zehn wichtigsten Klimaforscher der Welt angesehen wird, drängt diese Debatte auch auf die Nutzung sauberer Energie in der städtischen Verkehrspolitik: „Das Pariser Abkommen impliziert, dass wir alle die CO2-Emissionen bis Mitte dieses Jahrhunderts auf Null reduzieren müssen, was die lokalen Behörden dazu veranlassen muss, über Themen wie voll elektrifizierte Verkehrssysteme nachzudenken.”

Rettung des Amazonasgebiets: ein deutsch-brasilianisches Werk

 

Rahmstorf, ebenfalls Forscher am renommierten Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), einem Institut der Leibniz-Gesellschaft, erinnert daran, dass Deutschland mit Brasilien zusammenarbeitet, um die Folgen des Klimawandels in diesem Land zu bewältigen. „Das PIK arbeitet mit brasilianischen Partnern im Amazonas-Regenwald zusammen, der sowohl durch Entwaldung als auch durch den Klimawandel stark bedroht ist und dadurch einem erhöhten Risiko von Dürren und Waldbränden ausgesetzt ist”, bekräftigt der Klimaforscher.

Laut einer Studie des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (Inpe) stieg die Entwaldungsrate im Amazonasgebiet im Jahr 2020 um ein Dreifaches gegenüber dem zuvor registrierten Wert. In der Zeit zwischen August 2019 und Juli 2020 gingen in der Region 11.088 km² Waldfläche verloren – deutlich über dem angestrebten Grenzwert von etwa 3.000 km².

Die Forscher des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung untersuchen die Widerstandsfähigkeit des Amazonas-Bioms, wobei zwei Hauptfragen im Vordergrund stehen: Wenn der gesamte Wald abgeholzt würde, wo würde er wieder nachwachsen? Und umgekehrt: Was würde passieren, wenn die gesamte tropische Region der Erde vom Regenwald bedeckt wäre?

Diese beiden Extremsituationen helfen den Wissenschaftlern, Daten über die Widerstandsfähigkeit und Stabilität des Waldes zu sammeln. Sie können zudem dazu beitragen zu verstehen, wie das Biom auf Änderungen der Niederschläge aufgrund der in die Atmosphäre aufsteigenden Treibhausgase reagiert.

 

Box: Alte Diskussion, aber keine großen Fortschritte

Die globale Erwärmung und der Klimawandel sind Themen, mit denen sich Experten aus der ganzen Welt seit mindestens 50 Jahren beschäftigen, als die ersten Satelliten begannen, die ansteigenden globalen Temperaturen zu überwachen. Seitdem wurden allerdings keine Fortschritte bei der Politik zur Reduzierung dieser Probleme erzielt. Im Gegenteil, wir beobachten eine Verschlechterung des Szenarios: Der Planet erwärmt sich, der Meeresspiegel steigt und extreme Klimasituationen treten immer intensiver und häufiger auf.

Um eine Vorstellung vermitteln, stellt der Weltklimarat (IPCC), eine internationale Institution, die den weltweit umfangreichsten Bericht über den globalen Klimawandel erstellt, die konservative Prognose, dass der Meeresspiegel bis zum Ende dieses Jahrhunderts zwischen 29 Zentimetern und 1, 1 Meter ansteigen wird – Werte, die je nach Region variieren und erhebliche Veränderungen oder extreme Ereignisse in Städten verursachen können.

Möchten Sie mehr zum Thema erfahren? Melden Sie sich schon jetzt für den 9. Deutsch-Brasilianischen Dialog über Wissenschaft, Forschung und Innovation an, der vom 17. bis 20. Mai veranstaltet wird.