Fraunhofer IVV präsentiert neue Technologien für die Lebensmittelindustrie

Neue Wege zur Intensivierung von Pflanzenproteinen, verbesserte Dehydrationsverfahren für Obst und hypoallergene Sojazusätze waren nur einige der technologischen Innovationen, die auf dem Workshop „Bioökonomie: Projekte und neue Technologien für die Lebensmittelindustrie“ präsentiert wurden. Die Veranstaltung, die am 27. Mai 2019 in Campinas stattfand, wurde vom Fraunhofer IVV-Institut gemeinsam mit dem brasilianischen Institut ITAL organisiert und brachte rund 60 Teilnehmer aus Industrie und Forschung zusammen.

Ziel des Workshops war es, die Annäherung zwischen der angewandten Forschung und dem Produktionssektor zu stimulieren sowie die technische und wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Brasilien und Deutschland zu fördern. Dabei soll den wichtigsten Anforderungen des Markts durch die Einführung neuer Technologien, Verfahren und Produkten vorgegriffen werden, die einen direkten Bezug zum Lebensmittel- und Verpackungssektor haben. In diesem Sinne bot die Veranstaltung Präsentationen der Institutionen Fraunhofer IVV (Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung), ITAL (Institut für Lebensmitteltechnologie), IAC (Institut für Agrarökonomie) und NIT-APTA (Zentrum für technologische Innovation des Sekretariats für Technologie in der Agrarwirtschaft des Landes São Paulo).

 

Technologie: aus Soja entwickelte hypoallergene Zusätze

Im Rahmen der auf der Veranstaltung präsentierten Technologien stellte Dr. Isabel Murany, eine Forscherin der Entwicklungsabteilung für Lebensmittelverfahren des IVV, einen neuen Sojazusatz vor, mit dem die Allergieanfälligkeit reduziert werden kann – es handelt sich dabei um ein fermentatives und enzymatisches Verfahren, mit dem das allergieauslösende Potenzial von Soja um 60% reduziert werden konnte. Außerdem wurde eine Verbesserung der technischen, funktionellen und sensorischen Eigenschaften des Endprodukts erzielt.

 

Neuheit: Dehydrationsverfahren für Obst

Peter Eisner, stellvertretender Leiter des IVV, stellte in seinem Vortrag ein Dehydrationsverfahren für Früchte vor, das weltweit einmalig ist. Dabei werden mittels einer Vakuum-Mikrowellentechnik innovative knusprige und aromatische Produkte aus Fruchtmischungen hergestellt. Das Verfahren kann nicht nur für Obst, sondern auch für Gemüse angewendet werden, so dass über die Dehydratation neue Kombinationen aus Früchten und Gemüsearten entstehen können. Auf diese Weise lassen sich vielfältige kreative Produktideen realisieren. Die neue Methode bietet mehrere Anwendungsmöglichkeiten, zum Beispiel in Müslimischungen und in Müsliriegeln sowie in Süßigkeiten und Glasuren oder sogar pur, als gesunde Snacks.

 

Eine erfolgreiche Partnerschaft

Während der Veranstaltung hoben sowohl das IVV als auch das ITAL die Bedeutung der deutsch-brasilianischen Partnerschaft zwischen den beiden Institutionen hervor, die sich in einer mehr als achtjährigen Zusammenarbeit ausdrückt. Wie Luis Madi, Direktor für institutionelle Beziehungen bei ITAL, betonte, gilt Brasilien als eine Großmacht im Hinblick auf die Produktion von Agrarerzeugnissen und als ein Land mit einem enormen Potenzial in der Lebensmittelproduktion. Allein im Jahr 2017 wurden rund 55 Millionen Tonnen Lebensmittel exportiert, 50 Millionen davon teilweise verarbeitet und 5 Millionen industrialisiert. „Wir hören immer wieder, Brasilien sei die Scheune der Welt, warum sollte das Land nicht zum Supermarkt der Welt werden?”, reflektierte Madi. „Mit einer gut organisierten Produktionskette sollte sich das Land zunehmend auf Innovation konzentrieren, insbesondere in der Technologie, und genau das wollen wir in der Zusammenarbeit zwischen ITAL und Fraunhofer IVV erreichen.”

 

Alternative Wege für die Industrie

Ein weiterer wichtiger Faktor, auf den die Referenten der Veranstaltung hinwiesen, ist der aufgrund des Bevölkerungswachstums ständig zunehmende weltweite Bedarf an Proteinen. „Die weltweite Nachfrage nach Proteinen wächst und die Notwendigkeit, nach neuen Quellen zu suchen, nimmt ständig zu. Pflanzenproteine ​​stellen eine wirtschaftliche und vielseitige Alternative für den Ersatz von tierischen Proteinen dar. Vielleicht können sie diese nicht reduzieren, aber sie können zumindest einen Ausgleich bieten”, erklärte Dr. Mitie, Forscher am Zentrum für Getreide- und Schokoladentechnologie von ITAL.

Der Forscher wies darauf hin, dass die Produktion von pflanzlichen Proteinen in der Regel mit äußerst positiven Auswirkungen für die Umwelt verbunden ist, da sie weniger Anbaufläche sowie einen geringeren Energie- und Wasserverbrauch erfordert.  Ganz im Sinne dieses Trends erwähnte Dr. Mitie auch ein in diesem Jahr abgeschlossenes Projekt von Fraunhofer IVV und ITAL, das zum Ziel hatte, die funktionellen Eigenschaften des Sonnenblumenmehls zu verbessern.

Das Publikum der Veranstaltung konnte auch einige der Produkte probieren, die durch die wichtige Partnerschaft zwischen Fraunhofer IVV und ITAL und anderen Partnern wie IAC, Life Co und Alibra entstanden sind.