Brasilien und Deutschland suchen gemeinsam neue Technologien für die weltweite Mundgesundheit

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Parodontitis stellt ein Gesundheitsproblem dar, das nicht nur mehr als die Hälfte der erwachsenen Weltbevölkerung betrifft, sondern auch andere Beschwerden wie Herz- und Lungenkrankheiten verursachen kann. Im April dieses Jahres werden Forscher aus Brasilien und Deutschland in Maringá (PR) über das Thema und über neue Naturprodukte zur Vorsorge gegen dieses Übel diskutieren.

Parodontitis, eine Krankheit, die aus einer allgemein auch als Zahnfleischbluten bekannten Gingivitis hervorgehen kann, ist eine bakterielle Entzündung des Mundes, die das Parodontium (Zahnhalteapparat) befällt, das Zahnfleisch schädigt und sogar den Kiefer angreift, was zum Verlust der Zähne führen kann. Außerdem kann die Parodontitis Herz- und Lungenerkrankungen verursachen.

Genetische Veranlagung, Diabetes und Rauchen sind Faktoren, die das Fortschreiten und die Schwere der Krankheit beeinflussen können, die in der Regel von schlechter Mundpflege verursacht wird. Obwohl diese Pathologie in allen Altersgruppen anzutreffen ist, betrifft sie jedoch überwiegend Erwachsene – laut jüngsten Zahlen des Weltverbandes der Zahnärzte (FDI) bereits mehr als die Hälfte der erwachsenen Weltbevölkerung. Obwohl die Parodontitis unwiderrufliche Gesundheitsschäden verursacht, kann sie vermieden werden. Brasilianische und deutsche Forscher und Unternehmen suchen in Naturprodukten Lösungen für die Vorsorge, denn die Behandlung der Parodontitis mit Spezialprodukten ist gegenwärtig limitiert, die Forschung und die Entwicklung neuer Substanzen äußerst selten.

Unter dieser Prämisse wird vom 2. bis 4. April in Maringá im brasilianischen Bundesland Paraná der Internationale Workshop „Parodontitis: neue Strategien unter Anwendung von Naturprodukten als Profilaxe” veranstaltet. Das Event, das auf die Anwesenheit von Vortragenden beider Länder zählt, wird gemeinsam von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU Münster) und der Landesuniversität Maringá (UEM) mit der Partnerschaft des Deutschen Wissenschafts- und Innovationshauses São Paulo (DWIH São Paulo) organisiert.

Dieser Workshop stellt somit eine Plattform für die Diskussion über relevante mit der Parodontitis assoziierte Probleme dar und schließt dabei wissenschaftliche, klinische und wirtschaftliche Aspekte ein. Mit der Absicht, den Kontakt zwischen auf Naturprodukte spezialisierten Chemikern, Zahnärzten, Pharmazeuten, Ärzten, Industriesektoren und Studenten zu fördern, sollen gemeinsame deutsch-brasilianische Forschungs- und Entwicklungsstrategien diskutiert werden, um neue Lösungen gegen dieses Übel mit seinen großen Auswirkungen auf das Gesundheitssystem zu finden. Als Konsequenz eröffnet dieses Treffen der Industrie auf direkte Weise neue Möglichkeiten zur Entwicklung neuer Produkte in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft.

Für den Professor des Pharmaziefachbereichs der WWU Münster, Andreas Hensel, ist die Mundgesundheit ausschlaggebend für die allgemeine Gesundheit der Bevölkerung. Hensel glaubt außerdem, dass auf deutsch-brasilianischen Expertisen aufbauende Innovationen auf diesem Gebiet verbunden mit umfassenderen Kenntnissen über diese Krankheit eine Voraussetzung zu einer besseren Kontrolle des Problems bieten. „Soziale Barrieren und unzureichendes Wissen führen dazu, dass sich diese Krankheit zu einem Übel entwickelt, das andere soziale und gesundheitliche Probleme mit sich bringt. Brasilien und Deutschland verfügen über eine wichtige Tradition in der Anwendung von Naturprodukten in der Pflanzenheilkunde. Auf der einen Seite haben wir Brasilien mit seinem signifikanten Potential an biologischer Vielfalt und seiner starken Forschung bei der Nutzung  von Naturprodukten. Und auf deutscher Seite steht die Technik und ihre Anwendung in der Arzneimittelindustrie, die auf den medizinischen Eigenschaften der Pflanzen aufbaut. Diese bilaterale Partnerschaft, die sich auf wissenschaftliches, industrielles und klinisches Engagement sowie auf Forschung und Entwicklung stützt, wird sicherlich wichtige Resultate in Form von neuen Produkten liefern, um besser mit dieser Krankheit umgehen zu können”, bekräftigt der Professor.

Der erste Tag der dreitägigen Veranstaltung (2. April) beginnt mit einem wissenschaftlichen Symposium. Die von deutschen und brasilianischen Professoren und Forschern debattierten Themenschwerpunkte konzentrieren sich auf die ökonomischen Aspekte der Krankheit, auf Aktionen, die im nächsten Jahrzehnt durchgeführt werden müssen, auf die Vielfalt der brasilianischen Flora, die technologische Innovationen begünstigt sowie auf den Standpunkt der deutschen Industrie zu diesem Thema.

Am zweite Tag (3. April) ist ein Ideenworkshop für Studenten vorgesehen (maximale Teilnehmerzahl – 40 Personen), der von Wilhelm Bauhus von der WWU Münster geleitet wird. Unter dem Titel „Kreativworkshop und Idea Mining”, wendet sich dieser Workshop an Doktoranden und Masterstudenten aus den Fachgebieten, Pharmazie, Biotechnologie, Mikrobiologie Biologie Zahnmedizin, Wirtschaft und Design und konzentriert sich auf die Strategieentwicklung von innovativen Produkten für die Mundhygiene sowie die Kommerzialisierung pflanzlicher Produkte gegen Parodontitis.

Für den letzten Tag (4. April) findet einen Workshop statt, der sich auf Themen wie Planung und Finanzierung von Projekten, Entwicklungsstrategien und Forschungsorganisation konzentriert (maximale Teilnehmerzahl – 20-30 Personen).

Die Anmeldungen sind kostenlos und können bis zum 20. März 2019 über die Email periodontitis2019@uni-muenster.de erfolgen

Auf einen Blick:        
Workshop „Parodontitis: neue Strategien unter Anwendung von Naturprodukten als Profilaxe”
Datum: 2. bis 4. April 2019
Ort: Universidade Estadual de Maringá (UEM) – Av. Colombo, 5790 – Zona 7, Maringá (PR)
Kostenlose Anmeldungen bis zum 20. März 2019: periodontitis2019@uni-muenster.de

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