Brasilien und Deutschland diskutieren Restriktionen für die Wissenschaft in Demokratien

Zentrale Themen der Podiumsdiskussion beim 73. Jahrestreffen des SBPC sind die Bedeutung der wissenschaftlichen Freiheit und ihr Verhältnis zur Demokratie.

Wissenschaftliche Entdeckungen erfolgen nicht ohne Einflüsse von außen in einem neutralen Kontext. Politische und administrative Fragen können wissenschaftliche Studien beeinflussen, sogar wenn bei den Forschungsmethoden an sich Neutralität angestrebt wird. Dem Academic Freedom Index (AFi) zufolge lebt fast 80 Prozent der Weltbevölkerung in Ländern, die die Wissenschaftsfreiheit einschränken.

Um die Bedeutung der wissenschaftlichen Freiheit hervorzuheben, die im 21. Jahrhundert auf einmal gefährdet erscheint, veranstaltet das Deutsch Wissenschafts- und Innovationshaus (DWIH) São Paulo gemeinsam mit der Brasilianischen Gesellschaft für den Fortschritt der Wissenschaft (SBPC) eine Online-Podiumsdiskussion zum Thema „Wissenschaft, Freiheit und Demokratie”. Die Veranstaltung findet am 20. Juli von 14:00 bis 16:00 Uhr (MESZ) statt und wird über YouTube vom DWIH São Paulo direkt übertragen.

Die Debatte präsentiert Beiträge von Spezialisten aus Brasilien und Deutschland und ist Teil der 73. Jahrestagung des SBPC, die in diesem Jahr unter dem Motto „Alle Wissenschaften sind menschlich und für die Gesellschaft unverzichtbar“ steht. Das Treffen wird aufgrund der Pandemie wieder im Online-Format durchgeführt.

Diskussionsteilnehmer sind auf deutscher Seite Michael Quante, Prorektor für Internationales und Philosophie-Professor an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU), und Rudolf Stichweh, Direktor des Lehrstuhls für Vergleichende Demokratieforschung der Universität Bonn und Direktor des Internationalen Wissenschaftsforums. Auf brasilianischer Seite vervollständigen Maria Filomena Gregori, Professorin an der Universität Campinas (Unicamp) und Koordinatorin des neuen Observatoriums für Forschung, Wissenschaft und Freiheit, sowie der Ehrenpräsident der SBPC, Otávio Guilherme Cardoso Alves Velho, Mitglied der Brasilianischen Akademie der Wissenschaften und der Kongregation des Nationalmuseums, die Diskussionsrunde.

Die brasilianischen Spezialisten werden das neue Observatorium für Forschung, Wissenschaft und Freiheit des SBPC vorstellen. Die am 21. Juni ins Leben gerufene Initiative hat sich die Aufgabe gestellt, jeden Angriff auf die wissenschaftliche Freiheit aufzuzeichnen, zu überwachen, zu veröffentlichen und an die zuständigen Behörden weiterzuleiten.

„Die SBPC hat eine starke, über 70-jährige Tradition in der Verteidigung von Wissenschaft, Bildung und Demokratie. Derzeit ist die wissenschaftliche Freiheit in mehrfacher Hinsicht bedroht: Institutionelle Einschränkungen, Schikanen, Zensur von Forschern und Technikern, von denen viele brasilianische Einrichtungen und Institutionen betroffen sind”, bekräftigt der Präsident der Brasilianischen Gesellschaft für den Fortschritt der Wissenschaft, Ildeu de Castro Moreira.

Die deutschen Akademiker bringen eine philosophische Perspektive von Wissenschaft und Freiheit sowie über das Verhältnis von Wissenschaftsfreiheit und Demokratie ein. „Ich werde insbesondere versuchen, vergleichende Indizien dafür aufzuzeigen, ob und wie die normativen Prämissen der Wissenschaft in den aktuellen Autokratien verändert oder korrumpiert werden“, betont der Wissenschaftler Stichweh.

Die Veranstaltung wird als Live-Veranstaltung über unseren YouTube-Kanal unter folgendem Link gestreamt: