Klimaschutzagenda benötigt eine globale und ganzheitliche Umwandlung

Es reicht nicht aus, auf Prognosen hinzuweisen und mögliche Lösungen für die Klimaprobleme des Planeten anzubieten. Wir brauchen globale und koordinierte Maßnahmen, um weitere Beeinträchtigungen der städtischen Ökosysteme oder des Lebens ihrer Bürger in Grenzen zu halten. Dies war der große gemeinsame Nenner der Teilnehmer an der Podiumsdiskussion „Understanding the Impacts and Driving Forces between Cities and Climate” des 9. Deutsch-Brasilianischen Dialogs über Wissenschaft, Forschung und Innovation.

„Es führt kein Weg daran vorbei, die CO2-Emissionen in den nächsten zehn Jahren drastisch zu reduzieren”, bekräftigte Marc Wolfram, Direktor des Leibniz-Instituts für ökologische Stadt- und Regionalentwicklung. Damit ein solches Szenario Realität werden könne, so der Wissenschaftler, müsse anstelle vereinzelter Änderungsaktionen eine globale und ganzheitliche Transformation stattfinden: „Wir brauchen Strategien, die das Problem auf breiterer Ebene analysieren und dabei auch soziale, wirtschaftliche, kulturelle und technologische Aspekte einbeziehen.”

Für den Direktor des deutschen Instituts hat die Covid-19-Pandemie auf ambivalente Weise zu dieser neuen Sichtweise beigetragen. „So wie die Pandemie die Regierungen einerseits vor eine Reihe von Herausforderungen wirtschaftlicher und sozialer Art sowie für das öffentliche Gesundheitswesen gestellt hat, hat sie auch den Übergang von alten Strukturen zu moderneren Prozessen beschleunigt”, glaubt der Wissenschaftler.

Mit der Einführung sozialer Isolierungsmaßnahmen konnte der Ausstoß von umweltschädlichen Gasen auf der Erde sogar geringfügig verringert werden. Laut einem Bericht der Organisation der Vereinten Nationen (UNO) gingen die globalen Emissionen in der intensivsten Phase der sozialen Isolierung um 17% zurück.

Mortalität und extreme Ereignisse

Die Nachrichten zeigen uns täglich die Anzahl der mit Covid-19 infizierten Menschen und die Todesfälle. Klimaexperten weisen jedoch darauf hin, dass Hitzewellen und andere extreme Klimaereignisse viele andere Menschenleben kosten können. „Sollte sich der Planet durchschnittlich um 1,5 Grad Celsius erwärmen, wie in unsren Studien beobachtet, werden mehr als 350 Millionen Menschen intensiven Hitzewellen ausgesetzt sein, die zu ihrem Tod führen können”, betonte Thelma Krug, Vice-Präsidentin des Weltklimarats (IPCC).

Der aktuelle Kontext erfordere schnelle und weitreichende Transformationen in den Bereichen Energiegewinnung, Landnutzung, öffentlicher Verkehr, Bauwesen und Industriesysteme. „Bei einem Szenario von 1,5 Grad Celsius existiert dringender Aktionsbedarf in allen Metropolen sowie in städtischen und ländlichen Gebieten.”

Nach Ansicht von José Marengo, Forschungskoordinator am Nationalzentrum zur Überwachung und Warnung von Naturkatastrophen (Cemaden), steht der Erdboden unter ständig wachsendem menschlichen Druck, und der Klimawandel verstärkt diesen Druck. „Wir sprechen nicht mehr nur über den Klimawandel an sich, sondern über die damit verbundenen Risiken. Diese Klimaereignisse (Hitzewellen) betreffen Städte in allen Größenordnungen, kleine, mittlere und große Städte”, warnt der Forscher.

Um zu einer von weiten Teilen der Bevölkerung getragenen Vorgehensweise gegenüber dieser klimatischen Widrigkeiten zu gelangen, setzt sich Marengo für eine breite Debatte zu diesem Thema ein, an der nicht nur Wissenschaftler sondern auch andere Akteure der Gesellschaft beteiligt sind. Nur durch gemeinsame Anstrengungen werde es möglich sein, einige Klimaprobleme wie die Verringerung der Emission von Schadstoffen zu lösen.