Brasilianisch-Deutsche Kooperation im Kampf gegen COVID-19

Eine brasilianische Universität, die mit Deutschland zusammenarbeitet, ist die Universität des Taquari-Tals, Univates. Insbesondere die Kooperation zwischen den Forschern Prof. Dr. Marcia Goettert (Univates) und Prof. Dr. Stefan Laufer (Universität Tübingen), eine Zusammenarbeit, die 2011 begann, kurz nachdem Dr. Goettert in Tübingen mit dem Thema Kinaseinhibitoren und deren Wirkmechanismen promoviert hatte. Eine langfristige Zusammenarbeit mit Unterstützung des Brasilienzentrums der Universität Tübingen, CAPES und dem Nationalen Rat für Forschung und Technologie -CNPq wird weiterhin gepflegt.

Von November 2018 bis März 2019 war Prof. Goettert auf Einladung der Universität Tübingen im Rahmen des Tübingen Reloaded-Programms als Gastprofessorin in der Abteilung für Medizinische Chemie tätig. Als Ergebnis wurden bisher mehr als 23 Artikel zwischen den Forschern veröffentlicht.

Außerdem wurde ein Projekt im Bereich Genomik und Bioinformatik von Prof. Luis Timmers, ebenfalls von Univates koordiniert. Die 2020 begonnene Partnerschaft zwischen Prof. Marcia Goettert, Prof. Joao Antonio Pegas Henriques und Prof. Dr. Stefan Laufer hat gezeigt, wie wichtig die Zusammenarbeit ist, sowohl für die Forschungsmöglichkeiten als auch für die bereits veröffentlichten Ergebnisse. Im Februar 2021 hinterlegte eine Partnerschaft zwischen sechs nationalen Universitäten (Univates, UFCSPA, PUCRS, UFRGS, UFPEL und UFRJ) und der Universität Tübingen einen Preprint in der ChemRixv-Datenbank, der einen Überblick über die im Genom von SARS-CoV-2-Isolaten von Personen aus verschiedenen Regionen Brasiliens beobachteten Mutationen gibt. In dieser Arbeit haben wir Techniken aus den Bereichen Genomik und Strukturbiologie kombiniert, um zu analysieren, welches die häufigsten Mutationen waren, und um ihre Positionen in den Strukturen der viralen Proteine zu bestimmen. So beobachteten wir, dass die höchsten Raten von Mutationen in Genen zu finden sind, die für die Proteine S, N, ORF3a und ORF6 kodieren, die in verschiedenen Stadien des Lebenszyklus des Virus sowie bei der Interaktion mit menschlichen Zellen beteiligt sind. Die in dieser Studie vorgestellten Ergebnisse können bei  der Medikamenten- und Impfstoffentwicklung helfen.         Später, im Oktober 2020, wurde Prof. Goettert erneut von der Universität Tübingen eingeladen, sich am COVID-19-Projekt zu beteiligen, insbesondere an der Entwicklung eines diagnostischen Tests. Die Ergebnisse sind positiv und befinden sich in einem fortgeschrittenen Stadium der Entwicklung.

Das Auftreten der Varianten machte den Engpass in den Diagnosesystemen deutlich, sowohl die Schwierigkeit, die genetische Sequenzierung durchzuführen, um die Abstammung des Virus in Proben mit positiven Ergebnissen zu identifizieren, als auch die einfache Diagnose von Proben (positiv oder negativ) in Ländern wie Brasilien. Ohne diese ist es unmöglich, die Verbreitung der Stämme zu überwachen. Die zwischen den Forschergruppen etablierte gemeinsame Arbeit in den Themenbereichen Diagnose, Genomik und Medikamente wird sicherlich der gesamten Wissenschaft zu Gute kommen.