Forschungsinstitutionen

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Neben der auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene betriebenen Forschung in öffentlichen und privaten Universitäten gibt es in Brasilien zahlreiche von Hochschuleinrichtungen unabhängige Institute sowie Forschungs- und Entwicklungszentren in Unternehmen, die sich der wissenschaftlichen und technologischen Forschung widmen. Im November 2008 wurden die Nationalen Wissenschafts- und Technologieinstitute (Institutos Nacionais de Ciência e Tecnologia – INCTs) ins Leben gerufen, die gemeinsam ein Netzwerk von Forschungsgruppen bilden.

In Brasilien gibt es keine Vereinigungen oder Gesellschaften von Forschungsinstituten wie in Deutschland (Fraunhofer, Max Planck, Leibniz und Helmholtz). Das brasilianische Innovationsökosystem stützt sich jedoch seit jeher auf die Forschung an staatlichen und privaten Universitäten sowie auf die wissenschaftliche und technologische Forschung unter der Leitung von F&E-Zentren von Unternehmen, außeruniversitären Instituten, insbesondere auf Bundes- und Landesebene, und auch auf Einrichtungen des so genannten S-Systems, zu dem der Nationale Ausbildungsdienst für die Industrie (Senai) und der Brasilianische Dienst zur Unterstützung von Kleinst- und Kleinunternehmen (Sebrae) gehören.

In den vergangenen Jahrzehnten hat Brasilien noch mehr Aufmerksamkeit in Innovation und Unternehmertum gesteckt. Um in diesem Bereich gewagtere Strategien zu unterstützen, wurden im November 2008 die Nationalen Institute für Wissenschaft und Technologien (INCTs) als Netzwerke von Forschungsgruppen gegründet. 2013 nahmen die ersten Einheiten der SENAI-Innovationsinstitute ihren Betrieb auf – die Initiative wurde vom Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik IPK technisch unterstützt.

Brasilien verfügt auch über Institutionen, die sich für die wissenschaftliche Entwicklung und die öffentliche Politik in den Bereichen Bildung, Wissenschaft, Technologie und Innovation einsetzen. Dazu gehören die Brasilianische Akademie der Wissenschaften (ABC) und die Brasilianische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft (SBPC).

Die ABC wurde 1916 gegründet und widmet sich Themen von größter Bedeutung für das Land mit dem Ziel, wissenschaftliche Grundlagen für die Formulierung politischer Maßnahmen zu liefern. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der wissenschaftlichen Entwicklung des Landes, der Interaktion unter brasilianischen Forschern sowie der Vertiefung der Beziehungen dieser Forscher mit Kollegen aus anderen Ländern.

Die SBPC ist eine gemeinnützige und politisch unabhängige Institution, die sich für die Förderung des wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts sowie für die Weiterentwicklung von Bildung und Kultur in Brasilien einsetzt. Seit ihrer Gründung im Jahr 1948 hat die SBPC eine wichtige Rolle bei der Ausdehnung und Verbesserung des nationalen Wissenschafts- und Technologiesystems übernommen und sich der Verbreitung und Popularisierung der Wissenschaft im Land gewidmet.

Forschungsinstitute auf Bundesebene

Ein Großteil der nicht-universitären staatlichen Forschungseinrichtungen ist dem Ministerium für Wissenschaft Technologie, Innovation und Kommunikation (Ministério da Ciência, Tecnologia, Inovações e Comunicações – MCTIC) angegliedert, wie das nationale Technologieinstitut (Instituto Nacional de Tecnologia  – INT) in Rio de Janeiro oder das Nationale Forschungszentrum für Energie und Materialien (Centro Nacional de Pesquisa em Energia e Materiais – CNPEM) in Campinas (SP). Die Aktivitäten des INT konzentrieren sich auf die Gebiete Technische Analyse, Korrosion und Degradierung, Energie, Verfahrenstechnik und Materialanalyse. Dem CNPEM sind vier auf nationaler Ebene herausragende Forschungseinrichtungen angeschlossen: das Nationallabor Luz Síncroton (Laboratório Nacional de Luz Síncroton – LNLS), das Nationallabor für Biowissenschaften (Laboratório Nacional de Biociências  – LNBio), das Nationallabor für Wissenschaft und Technologie für Bioethanol (Laboratório Nacional de Ciência e Tecnologia do Bioetanol  – CTBE) und das Nationallabor für Nanotechnologie (Laboratório Nacional de Nanotecnologia – LNNano).

Weitere vom MCTIC getragene Forschungszentren sind das Nationalinstitut für Weltraumforschung (Instituto Nacional de Pesquisas Espaciais – Inpe), das Nationalinstitut für Reine und Angewandte Mathematik (Instituto Nacional de Matemática Pura e Aplicada – Inpa), das Nationale Institut für Amazonasforschung (Inpa), das Zentrum für Technologiestrategien des Nordostens (Centro de Tecnologias Estratégicas do Nordeste – Cetene) und die Brasilianische Weltraumagentur (Agência Espacial Brasileira  – AEB).

Die beiden Institute für Angewandte Wirtschaftsforschung (Instituto de Pesquisa Econômica Aplicada – Ipea) in Brasília und Rio de Janeiro, die dem Präsidentschaftssekretariat für Strategische Angelegenheiten (Secretaria de Assuntos Estratégicos da Presidência da República) angeschlossen sind, heben sich durch ihre Wirtschaftsstudien hervor, die als Grundlage für staatliche Maßnehmen und öffentliche Politik herangezogen werden. Eine andere wichtige Quelle für Staatspolitik sind die Forschungsergebnisse des Brasilianischen Instituts für Geografie und Statistik (Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística – IBGE) in Rio de Janeiro.

Zahlreiche Forschungsinstitutionen sind dem Verteidigungsministerium untergliedert, wie das Technologische Institut der Luftwaffe (Instituto Tecnológico da Aeronáutica – ITA) und das Militärinstitut für Ingenieurwesen (Instituto Militar de Engenharia – IME).

Das 1950 gegründete ITA mit Sitz in São José dos Campos (SP) ist eine öffentliche Universitätseinrichtung, die dem Luftwaffenkommando (Comando da Aeronáutica – COMAER) angegliedert ist und sich speziell der Wissenschaft und Technologie für die Luftfahrt widmet. ITA bietet Bachelor- und Masterstudiengänge im Ingenieurwesen an. Außerdem offeriert die Institution fünf Aufbaustudienprogramme, die in 22 Bereiche untergliedert sind: Maschinenbau und Luftfahrt, Elektro- und Computertechnik, Ingenieurwesen für Luftfahrtinfrastruktur, Physikwissenschaften und Weltraumtechnologie. Das ITA verfügt über eine umfassende Infrastruktur mit ausgezeichnete Forschungslaboratorien und fördert wissenschaftliche Einführungsprojekte auf den obengenannten Gebieten.

Das Militärische Institut für Ingenieurwesen (Instituto Militar de Engenharia – IME), steht unter der Führung der brasilianischen Armee und bietet Hochschulausbildung für Ingenieurwesen und Forschung unter anderem auf den Gebieten Elektrotechnik, Maschinenbau, Chemie und Kartographie an.

Auch andere Ministerien leiten wichtige brasilianische Forschungszentren, wie Embrapa (Landwirtschaft), Cenpes (Öl und Gas) und Cepel (Energie).

Forschungsinstitute auf Landesebene

Die brasilianischen Bundesländer verfügen ebenfalls über Forschungszentren, die in der Regel regionalen Zielsetzungen folgen. Das Bundesland São Paulo, das praktisch für die Hälfte der wissenschaftlichen Produktion Brasiliens verantwortlich ist, besitzt das größte Netz an Forschungsinstitutionen, auch mit nationaler Referenz. Besonders hervorzuheben sind das Institut für Technologieforschung (Instituto de Pesquisas Tecnológicas – IPT) und das Butantan-Institut (Instituto Butantan – IB) für Immunbiologie, beide in der Stadt São Paulo, sowie das Institut für Lebensmitteltechnologie (Ital) in Campinas. In dieser Stadt befindet sich auch das Institut für Landwirtschaft (Instituto Agronômico – IAC), das schon seit mehr als 130 Jahren Forschung betreibt.

Nationale Wissenschafts- und Technologieinstitute

Das Programm Nationale Wissenschafts- und Technologieinstitute (Institutos Nacionais de Ciência e Tecnologia – INCT) hat zum Ziel, die besten Forschungsgruppen für strategische Bereiche zu aggregieren, um nachhaltige Entwicklung, Spitzentechnologie und Innovation im Land zu fördern und auf artikulierte Weise mit innovativen Unternehmen zusammenzuarbeiten. Diese Institute treiben die wissenschaftliche Grundlagenforschung voran, bilden junge Forscher aus und fördern die Installierung von Laboratorien in Hochschul- und Forschungsinstitutionen sowie in Unternehmen. Das Programm wird gemeinschaftlich von den Ministerien für Wissenschaft, Technologie, Innovation und Kommunikation (MCTIC), Bildung (MEC) und Gesundheit sowie von der Nationalen Entwicklungsbank (BNDES) betrieben.

Die Liste umfasst Gebiete wie Land- und Viehwirtschaft, Artenvielfalt, Energie, Nanotechnologie, Stadtentwicklung, Umweltfragen sowie Informations- und Kommunikationstechnologien. Allein im Gesundheitsbereich gibt es Forschungsgruppen für Gehirnkrankheiten, genetische und hormonelle Krankheiten, Krebs, Diabetes, vernachlässigte Krankheiten bzw. Tropenkrankheiten, Adipositas und Tuberkulose. Neben der Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten beschäftigen sich die INCTs auch mit vergleichender Genomik, Regenerationsmedizin, Stammzellenforschung, Psychiatrie und antimikrobiellen Substanzen.

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SENAI-Innovationsinstitute

Die SENAI-Innovationsinstitute sind Teil einer Strategie zur Förderung angewandter Forschung, Technologie und Innovation als Instrumente zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der brasilianischen Industrie.

Dazu erhielt der SENAI seit 2012 Unterstützung vom Fraunhofer IPK aus Deutschland, Referenz im Hinblick auf angewandte Forschung, bei der Planung und seit Februar 2013 bei der Inbetriebnahme der ersten Einheiten.

Die in den fünf Regionen des Landes vertretenen Innovationskomplexe des SENAI verfügen über Labore mit modernster Technologie, wissenschaftlicher Expertise und angewandter Forschung. Die Einheiten befinden sich in der Regel neben Industriekomplexen, Technologieparks und Universitäten, um den Wissensfluss zwischen dem produktiven Sektor und dem akademischen Umfeld zu fördern.

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Zentren für angewandte Forschung im Bereich Künstliche Intelligenz

Im Mai 2021 gaben die Forschungsförderstiftung des Bundesstaates São Paulo (FAPESP), das Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Innovation (MCTI) und der brasilianische Internet-Lenkungsausschuss (CGI.br) die Einrichtung von sechs Zentren für Angewandte Forschung (CPAs) auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz bekannt, wobei die Bereiche Gesundheit, Landwirtschaft, Industrie und Smart Cities im Mittelpunkt stehen.

Die neuen Zentren befinden sich an Universitäten und Institutionen in verschiedenen Bundesstaaten Brasiliens wie São Paulo, Minas Gerais, Bahia und Ceará und widmen sich der Entwicklung anwendungsorientierter, wissenschaftlicher, technologischer und innovativer Forschung mit dem Schwerpunkt auf Problemlösungen durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz.